Schutz vor Ungeziefer, Verpilzung + sonstigem Ungemach




Gerade  im Frühjahr während des Austriebs kann Schutz vor Schneckenfraß erforderlich werden. Nacktschnecken lieben die zarten Orchideen-Austriebe und auch die schon entfalteten Blätter und Blüten sind noch begehrte Nahrung. Für diejenigen, die es am liebsten rein biologisch haben, empfiehlt sich ein Schneckenzaun, ich selbst bevorzuge hierbei die Chemie in Form von Schneckenkorn, rechtzeitig Ende Februar/Anfang März mit Ende der Frostperiode ausgebracht.

Nur schwer bis gar nicht zu verhindern ist es, wenn sich Raupen einer unserer Orchideen annehmen. Dies ist meist erkennbar daran, dass sie sich im Unterschied zu Schnecken nicht vom Blattrand, sondern von irgendeiner Stelle mitten auf dem Blatt hineinfressen und das Loch von Nacht zu Nacht immer größer wird, bis der Trieb irgendwann verzehrt ist. Blättern und Trieb nehmen sie sich dabei vornehmlich im Frühjahr an, zur Blütezeit bevorzugen sie dann die noch weicheren Blüten.

Rechts ein vom äußeren Hüllblatt des frischen Austriebs bis hinein zur Knospe angefressener Trieb Cyp. macranthos aus dem Frühjahr 2009, als weiteres Bild eine "klassisch" zerfressene Blüte Cyp. calceolus aus 2008.

Der einzige Vorteil, wenn man es denn so bezeichnen will, liegt darin, dass sie anscheinend nur nachts fressen und man beim Erkennen erster Fraßspuren noch die Möglichkeit hat, sich "auf die Lauer zu legen", um die Viecher in der nächsten Nacht abzusammeln.

Bei Bletilla, Epipactis und Dactylorhiza kann es insbesondere im Bereich der Blattherzen und Knospen zu Blattlausbefall kommen, der mit den üblichen Mitteln bekämpft werden kann.

Austrieb Cyp. 'Gisela' im Frühjahr 2007

Einige unserer geliebten Singvögel - ich denke hierbei speziell an Amseln und Drosseln - durchwühlen besonders im Frühjahr und im Herbst mit ihren Schnäbeln gerne die obersten Erdschichten auf der Suche nach fressbarem Kleingetier. Leider nehmen sie hierbei keine Rücksicht auf Pleione-Bulben, die sich dann schon einmal im Umkreis von 30 cm verstreut von ihrer eigentliche Pflanzstelle wiederfinden, da sie so zeitig im Jahr auch noch keine ausreichend neuen Wurzeln gebildet haben, die ihnen Halt im Boden bieten könnten. Auch einige Cyps wurden mit der Beschädigung ihrer noch im oder knapp außerhalb des Erdreichs befindlichen Triebspitzen schon Opfer der Amseln.

Eher noch verheerender wirkt, wenn plötzlich Katzen das schöne lockere Orchideen-Substrat als Toilette entdecken.

Gegen beides hilft eine lose Bedeckung der Pflanzstellen mit Maschendraht, am besten den mit einer dünnen grünen Kunststoffbeschichtung ummantelten, da weniger auffällig und störend. Man wölbt den Draht ein wenig, so dass er über der Pflanzstelle etwa 3 - 5 cm vom Boden absteht und hat damit das Problem auf einfache Art und Weise gelöst.

Austrieb Cyp. 'Gisela' im Frühjahr 2007Nach der Blüte, oft schon ab Ende Juli oder August, können die Blattspitzen der Cypripedien braun werden und vertrocknen.

In der Regel sind das entweder Trocken- oder Sonnen(brand)schäden bei zu sonnigen Standorten für den Hochsommer, oder es kann sich auch um Schäden durch einen Pilzbefall handeln. Beides ist in der Regel kein Grund zur Beunruhigung, es sieht zwar nicht schön aus, schadet den Pflanzen aber nicht nachhaltig.

Ganz anders ist das mit der gefürchteten Stängel- oder Triebfäule, auf die ich an anderer Stelle bereits einmal hingewiesen hatte:

Sie tritt knapp unter- oder oberhalb der Austriebsstelle aus dem Substrat auf und man bemerkt es oft erst daran, dass ein Trieb mehr oder minder weit austreibt, vielleicht sogar bis zum ersten Blattpaar, dann das Wachstum plötzlich stockt und nach ein paar Tagen der Trieb je nach erreichter Größe einfach braun wird oder „umkippt“, weil er an einer kleinen Stelle „weich“ und faulig geworden ist.

Meist liegt die Ursache im Eindringen eines Pilzes oder auch bestimmter Bakterien in die Blattknospe einer z.B. durch Umsetzen geschwächten Pflanze in den Wintermonaten oder im Pilzbefall einer durch im Erdreich lebendes Getier verursachten Wunde im Gewebe.

Dennoch muß ein solcher Vorgang nicht zwingend zum Totalausfall führen. Ich habe die betroffenen Rhizome aus der Erde genommen, sauber gespült und in neues Substrat gesetzt, nachdem die betroffene Stelle mit einem scharfen Messer großzügig ausgeschnitten und die Wunde mit Holzkohlestaub eingepudert wurde. Manchmal hilft es auch, den Austrieb sorgfältig zu beobachten, um bei ersten Anzeichen eines sich braun verfärbenden, faulig werdenen Scheideblatts dieses entweder mit einem geeigneten Fungizid zu behandeln (z.B. 'Dithane NeoTec' von der Fa. Compo) oder das angegriffene Scheideblatt mit einer Pinzette abzuzupfen. Hierbei ist allerdings schnelles Handeln gefragt - die Fäulnis dringt meist binnen Stunden tiefer in den Trieb ein und dann hilft kein Sprühen und kein Zupfen mehr.

Bei Knollenorchideen ist höchste Achtung geboten, wenn das gesamte Blattwerk plötzlich nach der Anpflanzung und dem Austrieb schlaff und kraftlos wird. Dies geht i.d.R. auf Fäulnis an der Knolle selbst zurück. Hier muss ebenfalls schnell gehandelt werden. Um einen Totalverlust vielleicht noch zu vermeiden, muss die Pflanze aus dem Substrat genommen und die faule Stelle bis ins gesunde Gewebe umgehend rausgeschnitten werden.

Bei kleineren Pflanzengruppen der Cypripedien, die aus weniger als fünf bis acht Trieben bestehen, ist ein Schutz gegen Windbruch sinnvoll. Stützstäbe sollten hierbei weit genug von der Austriebstelle in den Boden gesteckt werden, um Beschädigungen des Rhizoms zu vermeiden. Größere Gruppen sind in der Regel hinreichend windbeständig.

Natürlichen Schutz vor Hagel, Schlagregen & Co.  bietet ein entsprechend ausgewählter Standort.

Wenn die Cypripedium-Horste groß und alt geworden sind, kann es passieren, dass sie "rückwärts" wachsen, also die Triebzahl abnimmt. Dies hat in der Regel nichts mit irgendwelchen Schädlingen zu tun, kann aber trotzdem zum Verlust der ganzen Pflanze führen. Dazu - und zu Gegenmaßnahmen - HIER mehr.